Egoshow – Wie viel Selbstmarketing ist okay?
Selbstmarketing kann dabei helfen, die eigene Person und die eigenen Stärken hervorzuheben – auch außerhalb des eigenen Unternehmens. Der Grat zwischen einer bewussten Selbstvermarktung und einer Egoshow ist dabei oftmals schmal. Wie viel Selbstmarketing ist also eigentlich okay?
Hattet Ihr als Kind ein Poesiealbum? Wenn ja, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendwer diesen Spruch hineingeschrieben hat: „Sei wie das Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein. Und nicht wie die stolze Rose, die stets bewundert will sein.“
Wenn Ihr mich fragt: Das ist, mit Verlaub, ein dämlicher Spruch. Er repräsentiert einen Glaubenssatz, der bei uns Frauen vielfach tief verankert ist. Ich erlebe das immer wieder in Beratungsgesprächen mit Kundinnen, die mir sagen: „Ich möchte mich mit meinen Stärken besser positionieren, aber ich will nicht als Selbstdarstellerin rüberkommen.“
Interessanterweise habe ich diesen Satz noch nie von einem Mann gehört. Es gibt ein psychologisches Phänomen, in dem diese Bescheidenheit auf die Spitze getrieben wird, und das – wenig überraschend – deutlich mehr Frauen als Männer betrifft: das Impostor Syndrom.
Selbstmarketing und das Hochstapler-Syndrom
Im Deutschen heißt es Hochstapler-Syndrom. Die Betroffenen leiden dabei unter massiven Selbstzweifeln. Selbst wenn sie beruflich erfolgreich sind, können sie sich nicht über ihre Erfolge freuen oder stolz auf sie und sich sein. Ihr ständiger Gedanke: Glück oder Zufall seien für ihre gelungenen Projekte verantwortlich. Und Lob oder Anerkennung stünde ihnen daher gar nicht zu.
Das Problem mit der Bescheidenheit: Wer seine eigenen Erfolge nicht sichtbar macht, wird übersehen – und übergangen. Und das führt auf Dauer zu Frustration. Also müsst Ihr Eure Sichtbarkeit erhöhen, wenn Ihr etwas erreichen wollt. Klappern gehört zum Handwerk – dieser Spruch gefällt mir deutlich besser als der mit den Blumen.
Ich frage unsere Kundinnen bei „Drei Brueder“ gern: „Wenn Du nicht selbst an Dich glaubst und über Deine Erfahrungen und Erfolge berichtest, warum sollten es dann andere tun?“ Aber wie lässt sich die eigene Sichtbarkeit erhöhen und wo fängt man am besten damit an?
Ein guter erster Schritt ist, Erfolge gegenüber Kolleg:innen und Vorgesetzten darzustellen. Etwa indem Ihr Eure Projekte und Leistungen selbst präsentiert. Frauen gelten als teamorientierter als Männer, was zunächst sympathisch ist. Aber das bedeutet nicht, dass sie hinter ihrem Team zurückstehen müssen!